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„Ich war einfach weitergefahren, hatte mich – im Wortsinn – von und aus meiner Familie entfernt. Sieben Jahre vor dem Ruhestand, ein siebenundfünfzigjähriges, ein altes Mädchen in einem alten Auto.“ (Peschka 2020:9.)
Die Figuren in Karin Peschkas Roman „Putzt euch, tanzt, lacht“ sind Aussteiger, Sinnsuchende, allesamt mehr oder weniger unkonventionell. Das müssen sie auch sein, denn ein Otto Normalverbraucher würde sich nicht einfach so ‚putzen‘, wie man in Österreich so schön sagt, einfach abhauen, um in einer Almhütte im Pinzgau mit fremden, aber gleichgesinnten Menschen eine Wohngemeinschaft zu gründen- Der vierte Roman der „späte[n] Debütantin der österreichischen Literatur“ (Wagner, Senta in: der Standard vom 13.12.2020) ist „ein hintersinniger Aufruf wider voreiligen Gehorsam auf ausgetretenen Pfaden“ (Leitner, Joachim in: Tiroler Tageszeitung vom 27.2.2020), eine Roadnovel mit viel Sprachwitz, in dem jede Person ihre eigene Aussteigergeschichte, ihr eigenes ‚Päckchen‘ zu tragen hat, und trotzdem stets respektvoll und wertfrei mit den anderen umgeht – also auch ein „Roman über das wahre Wesen von Freundschaft“ (Freundlinger, Elisabeth in: Wiener Zeitung vom 28.2.2020).
Karin Peschka, geboren 1967 und aufgewachsen in Eferding, besuchte die Sozialakademie Linz. Sie arbeitete unter anderem mit alkoholkranken Menschen und arbeitslosen Jugendlichen. Ihr erster Roman „Watschenmann“ erhielt etliche Auszeichnungen und wurde für das Theater adaptiert und 2019 im Wiener Volkstheater uraufgeführt. „Putzt euch, tanzt, lacht“ kam 2020 auf die Shortlist des österreichischen Buchpreises. Die darin thematisierte „Flucht zu sich“ (Wagner, Senta in: der Standard vom 13.12.2020) kenne die Wahlwienerin aus eigener Erfahrung. Insofern ist der Roman auch ein Plädoyer für mehr Achtsamkeit sich selbst gegenüber, für mehr Ehrlichkeit mit einem Selbst und mit anderen. Für Karin Peschka ist „diese Haltung […] essenziell nicht nur für gelingende Beziehungen, auch der Gesellschaft würde es besser gehen, wenn der Umgang mit sich und anderen ein ehrlicherer wäre“ (ebd.). Und so schickt die Schriftstellerin ihre Protagonistin und Ich-Erzählerin Fanni auf die Reise: Nach dem Tod einer etwa gleichaltrigen Freundin soll Fanni, stellvertretende Abteilungsleiterin eines Provinz-Supermarktes, vorsorglich zu einer Therapie gehen. Doch sie haut ab, bricht „aus der scheinbaren Unausweichlichkeit eines festgefahrenen Lebens“ (Englerth, Holger in: Literaturhaus vom 28.2.2020) aus. Sie lässt ihren zufrieden dem Ruhestand entgegenarbeitenden Ehemann und ihre beiden erwachsenen Kinder zurück. Sie verlässt damit aber auch ihr altes Ich, den Alltag, die lähmende Routine und das Für-andere-Funktionieren. Auf ihrer Flucht vor sich selbst zu sich selbst wärmt sie alte Liebesgeschichten auf, schließt neue Freundschaften und gründet zusammen mit der alten Wiener Ärztin Tippi, dem Ehepaar Ohnezweifel, der unkonventionellen Biologin Berlin, dem geistig beeinträchtigten sensiblen Marek und mit Velten, dem Langzeitarbeitslosen, den Verein „Accusia e.V.“. Und dann ist da auch noch die alte Jugendliebe Ernst auf dieser Pinzgauer Alm.. Denn wenn Fanni eines NICHT mehr will, dann sind es festgefahrene, von der Gesellschaft bestimmte Konventionen. Sie will raus. Raus aus diesen vorgegebenen Benimmregeln, raus aus der Routine. Und damit auch raus aus ihrem eigenen Kopf, sie will die Hindernisse überwinden, die sie sich oft selbst in den Weg gestellt hat, die eigenen Gedanken und Schuldgefühle.
So setzt Karin Peschka mit „Putzt euch, tanzt, lacht“ ein Statement: Es ist nie zu spät, das Leben anzupacken und zu leben, sich ‚zu putzen‘ und endlich zu tanzen und zu lachen!
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