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„Danke für die guade Müli“ – mit diesen Worten verabschiedet der kleine Johannes die Fleckvieh-Damen, wenn er Papa Christian Stöbich im Melkstand begleitet. Auch die jüngste Generation am Loisnhof hat es bereits verstanden, wie wichtig die Wertschätzung der Tiere ist, die uns mit wertvollen Lebensmitteln versorgen.
Durch und durch arbeitet Familie Stöbich am Loisnhof mit der Natur. Den Bio-Weg haben bereits vor langer Zeit Max und Elisabeth, die Eltern von Christian, mit ihren Milchkühen eingeschlagen. 2019 haben Sohn Christian und seine Frau Sandra den Biohof übernommen und sind nach vielen Überlegungen und mit dem Wunsch eine enkeltaugliche, zukunftsfähige Landwirtschaft zu betreiben, bei der Bio-Heumilchwirtschaft gelandet. Mit tatkräftiger Unterstützung von Christians Eltern und den Söhnen Johannes, Jakob und David bewirtschaften die beiden nun den Biohof samt hofeigener Käserei.
Christian, der mit Kühen am Loisnhof aufgewachsen ist, hat sich in der Ausbildung zum Molkerei- und Käsemeister eingehend mit hochwertiger Milch und deren Weiterveredelung zu Käse beschäftigt. Nach seinem anschließenden Studium an der Universität für Bodenkultur ist die Wissensvermittlung an Bio-Interessierte an der Bio-Akademie in Aigen-Schlägl zu seiner besonderen Leidenschaft geworden. „So kann ich Jungen, die einen Hof übernehmen oder auch Quereinsteigern etwas auf ihren Weg mitgeben und auch aufzeigen, dass es so viele Wege in der Landwirtschaft gibt, wie man sie betreiben kann“.
Christian hat sich mit Sandra ganz bewusst für ein echtes Nischenprodukt in der österreichischen Milch-Wirtschaft entschieden. Der Anteil an Bio-Heumilch beträgt in Österreich derzeit nur etwa 6 %. Heumilch gesamt, macht etwa 15 % aus. „Es war die Zufriedenheit der Heumilchbauern und die Möglichkeit mit der Heumilchwirtschaft einfach nichts zu verbrauchen, sondern ausschließlich die natürlichen Ressourcen zu nutzen“, welche die beiden überzeugt hat.
„Bio bedeutet für uns, eine Welt zu hinterlassen, die für unsere Kinder genauso lebenswert bleibt, wie sie für uns ist“, sind sich Christian und Sandra einig. Bio ist für Familie Stöbich auf ihrem Weg auch die einzige Wirtschaftsweise, die Sinn und Zukunft hat. Warum erklären die beiden in ihrer persönlichen Vorstellung im nachfolgenden Video.
Idyllisch liegt der Loisnhof auf einer Anhöhe in Weißgraben, etwas abseits von Sarleinsbach im Mühlviertel. Umgeben von Weiden, ein paar Äckern und Wald reichen die Anfänge des Erbhofs bis ins Jahr 1720 zurück. Beim Zufahren fällt neben dem 2018 neu gebauten, modernen Laufstall in der Morgendämmerung auch gleich die Kapelle neben dem Bauernhof auf, wo eine brennende Kerze Gäste willkommen heißt.
Der Tag am Loisnhof startet mit dem ersten Melken um 6:30 Uhr. Während es bei den Fenstern im Wohnhaus noch dunkel ist, sind zu dieser Zeit Christian und seinen Vater, Altbauer Max, bereits im Arbeitsgewand im Stallgebäude anzutreffen. Immer mit dabei: Hofhund Leila. Während Max sich um das Ausmisten der Liegeboxen kümmert, ist Christian im Melkstand, wo die ersten 10 „Damen“, wie er sie liebevoll nennt, zum Melken eintreten dürfen. Nach einer Sichtkontrolle der Euter und behutsamen Euterreinigung werden die Kühe gemolken. Das dauert ca. 15 Minuten. In der Zwischenzeit beobachtet Christian mit routiniertem Blick seine Tiere, die selbstverständlich alle einen Namen haben.
Zwischen 8 und 10 Liter Milch geben die Milchkühe von Christian im Schnitt pro Melkvorgang. Danach werden die Euter noch mit dem „Euter Labello“, einem Pflegemittel mit Aloe vera versorgt und die nächsten Kühe dürfen eintreten. Für die Kühe geht es im Anschluss nach Belieben noch zur Kuhwellness, der Kratzbürste im Stall. Einige naschen noch etwas Heu oder liegen gemütlich in den frisch gemachten Boxen, bis es zwischen April und Ende Oktober dann hinaus auf die bunten Mühlviertler Wiesen geht.
In der Landwirtschaft stehen nach einem gemeinsamen Frühstück in der Familie je nach Saison verschiedene Tätigkeiten an – Erntearbeiten, Weideerweiterungen, Feldbegehungen, Maschinerie in Schuss halten etc. Vormittags wird noch Milch abgefüllt oder der eigene Käse und Jogurt gemacht. Mehrmals am Tag macht Altbauer Max seine Rundgänge und sieht nach den Tieren – ob es ihnen gut geht oder sich ein Kälbchen ankündigt. Abends steht dann ein zweiter Melkvorgang auf dem Programm, bevor die Nachtruhe am Loisnhof einkehrt.
Familie Stöbich bewirtschaftet rund 30 Hektar. Autarkie und das sinnvolle Weiternutzen wertvoller Ressourcen sind Themen, die in einer Vielfalt am Loisnhof abgedeckt sind, z.B.
Bei der Käseherstellung fällt außerdem Molke an. Die Molke dient den Hof-Schweinen als wertvolle Nahrung – „In die noch warme Molke, wenn sie frisch vom Kasen kommt, da würden sich unsere Schweine am liebsten reinlegen vor lauter Freude“, erzählt Christian. Diese Synergien gehen aber auch über den eigenen Hof und die eigenen Kreisläufe hinaus. Auf den Ackerflächen des Loisnhof werden Bio-Braugerste und Bio-Schlägleroggen für eine nahegelegene Brauerei und eine Bäckerei kultiviert. Lediglich der Ausschuss wird am Hof als Futter weiterverwendet.
Getreidekleie, die bei der Bio-Hofbäckerei Mauracher in Sarleinsbach als Nebenprodukt anfällt, dient den Kühen von Christian und Sandra als Kraftfutter – damit wird keine wertvolle Ackerfläche für die Tiernahrung verwendet, sondern lediglich „Abfallprodukte“ als ergänzendes Futter für die Tiere am Loisnhof genutzt. „Das ist dann etwas Geschlossenes und man sollte, soweit es möglich ist, alles in Kreisläufe halten, so lange bis der Letzte es genutzt hat und am Schluss als Dünger dem Boden übergibt. So schließt sich der Kreis – über den Boden stehen den wertvollen Nährstoffen wieder den Pflanzen und den Tieren bzw. über diese uns Menschen zur Verfügung“. erklärt Christian seinen Zugang.
Auch bei den Tieren am Loisnhof wird in langfristigen Kreisläufen gedacht. Im Schnitt bleiben die Kühe am Loisnhof 9 -10 Jahre, eine überdurchschnittliche lange Zeit in der Milchwirtschaft. Wenn eine Kuh dann gehen muss, „ist das ehrlicherweise immer der schwierigste Punkt. Diese Entscheidungen sind nie schön und es tut einem das Herz weh, das muss ich ganz ehrlich sagen. Weil wenn man so viele Jahre mit einem Tier verbringt und so viel Kontakt hat, dann nimmt man das nicht so leichtfertig an, sondern dann ist das immer etwas Besonderes, aber nicht im positiven Sinne“ beschreibt Christian mit etwas brüchiger Stimme. Die Wertschätzung der Tiere erfolgt aber auch darüber hinaus, indem sie als Zweitnutzungsrasse in Form von Fleisch als Nahrung zur Verfügung stehen.
Sich neben der Käserei eine neue Vermarktungsschiene zu eröffnen, daran haben Christian und Sandra ursprünglich nicht gedacht. Doch dann kam unser Biohof mit dem Wunsch auf sie zu, Bio-Heumilch den Kundinnen und Kunden des Biohofs über Biokiste und Bio-Frischmarkt zugänglich machen zu wollen. Letztlich gab der wertschätzende, ja familiäre und faire Kontakt auf Augenhöhe, den nötigen „Ruck“ und Mut für den Schritt und die Investition in eine Milchabfüllanlage.
Neben der Bio-Heumilch in der Mehrweg-Glasflasche haben wir auch den exzellenten Käse von Käsemeister Christian im Sortiment. Ganz neu sind die Jogurts mit Frucht- oder Nussmusspiegel. Himbeere, Marille, Zitrone oder Haselnuss stehen zur Auswahl.
Wir freuen uns auf viele weitere Jahre Zusammenarbeit und gemeinsame Weiterentwicklung.